Hochzeiten sind seit jeher mit einer Vielzahl an Bräuchen und Traditionen verbunden, die nicht nur das Fest selbst bereichern, sondern auch symbolische Bedeutung für das Paar und seine gemeinsame Zukunft haben. Eine der bekanntesten und beliebtesten Traditionen, insbesondere in englischsprachigen Ländern, ist der Brauch „Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes, etwas Blaues“. Dieser Hochzeitsbrauch ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie historische Überlieferungen bis heute gepflegt und weitergegeben werden. Doch was genau steckt hinter dieser Tradition und was bedeutet sie?

Der Ursprung und die Symbolik der Tradition

Der Brauch, dass die Braut an ihrem Hochzeitstag „etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes und etwas Blaues“ tragen sollte, geht auf das viktorianische England zurück. Ursprünglich hieß es in einem längeren Reim: „Something Old, Something New, Something Borrowed, Something Blue, and a Silver Sixpence in her Shoe“. Während der letzte Teil des Reims, der die Münze im Schuh erwähnte, heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist, sind die ersten vier Elemente weiterhin fester Bestandteil vieler Hochzeitsfeiern.

Jedes dieser Elemente hat eine tiefere symbolische Bedeutung, die sich auf das Leben des Paares auswirkt und Glück sowie Wohlstand für die Zukunft garantieren soll.

Etwas Altes: Verbindung zur Vergangenheit

„Etwas Altes“ steht symbolisch für die Vergangenheit der Braut, für ihre Herkunft und die Traditionen, die sie mit in die Ehe bringt. Oft handelt es sich bei diesem Gegenstand um ein Familienerbstück, wie ein Schmuckstück, ein Taschentuch oder sogar das Hochzeitskleid der Mutter oder Großmutter. Dieser Gegenstand soll die Beständigkeit und den Fortbestand der Familientraditionen sicherstellen. Er erinnert die Braut daran, woher sie kommt, und dass sie auch in ihrer neuen Lebensphase von der Liebe und den Erfahrungen ihrer Familie begleitet wird.

Etwas Neues: Hoffnung und Glück für die Zukunft

Das „Neue“ in diesem Brauch steht für den Neuanfang, den die Ehe symbolisiert. Es ist ein Zeichen der Hoffnung und des Glücks, das das Brautpaar in seine gemeinsame Zukunft trägt. Oft ist das neue Element das Hochzeitskleid selbst, die Ringe oder andere Accessoires, die speziell für den Hochzeitstag gekauft wurden. Es repräsentiert die Freude und das Versprechen eines neuen Kapitels im Leben, das mit Liebe, Wohlstand und Erfolg gefüllt sein soll.

Etwas Geliehenes: Freundschaft und Unterstützung

Das „Geliehene“ soll an die Wichtigkeit von Freundschaft und Unterstützung durch geliebte Menschen erinnern. In der Regel wird dieses geliehene Objekt von einer glücklichen verheirateten Freundin oder einem Familienmitglied zur Verfügung gestellt, um deren eheliches Glück und Segen auf das Brautpaar zu übertragen. Dieses Element symbolisiert, dass die Braut auch in ihrer Ehe auf die Unterstützung und den Rat ihrer Freunde und Familie zählen kann, und dass sie nicht allein auf ihrem neuen Lebensweg ist.

Etwas Blaues: Treue und Reinheit

Die Farbe Blau steht traditionell für Treue, Reinheit und Beständigkeit in der Ehe. Schon in der Antike war Blau die Farbe der Reinheit und wurde mit der Jungfrau Maria assoziiert. In modernen Hochzeiten wird das „Blaue“ oft durch ein blaues Strumpfband, einen Schmuckstein oder ein anderes kleines Accessoire dargestellt. Dieses Element soll dem Brautpaar eine treue und glückliche Ehe bescheren, in der Liebe und Loyalität im Mittelpunkt stehen.

Die Bedeutung des Brauchs in der modernen Hochzeit

Auch wenn die Tradition ihren Ursprung im viktorianischen England hat, erfreut sie sich heute weltweit großer Beliebtheit. Sie ist eine schöne Möglichkeit, die Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu symbolisieren und die Bedeutung von Familie, Freundschaft und Loyalität in den Mittelpunkt zu stellen. Viele Bräute sehen in diesem Brauch eine Möglichkeit, ihre eigene Individualität und ihre persönlichen Geschichten in die Hochzeitsfeier einzubringen.

Dabei kann die Umsetzung sehr kreativ und persönlich gestaltet werden: Das „Alte“ könnte beispielsweise ein Stück Spitze aus dem Hochzeitskleid der Mutter sein, das in das eigene Kleid eingearbeitet wird. Das „Neue“ könnte ein speziell für die Hochzeit angefertigtes Schmuckstück sein. Das „Geliehene“ könnte ein Schleier oder ein Schmuckstück einer glücklichen Freundin sein, und das „Blaue“ könnte ein zartes blaues Band im Brautstrauß oder ein Paar Schuhe in der Farbe des Himmels sein.

Fazit

Der Brauch „Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes, etwas Blaues“ ist weit mehr als nur ein nettes Detail auf einer Hochzeit. Er verkörpert eine tiefe symbolische Bedeutung, die Bräute auf der ganzen Welt seit Jahrhunderten schätzen und pflegen. Durch die Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erinnert dieser Brauch das Brautpaar daran, woher sie kommen, was sie erwarten und wer sie auf ihrem Weg begleitet. Gleichzeitig bietet er Raum für individuelle Interpretationen und kreative Umsetzungen, die jede Hochzeit zu einem einzigartigen und bedeutungsvollen Ereignis machen.